In Deutschland ist fast jeder dritte Erwachsene von Bluthochdruck (Hypertonie) betroffen. Der STARLET-Studie zufolge sind es bei der Arbeit noch mehr: Von den knapp 3.500 untersuchten Berufstätigen zwischen 35 und 60 Jahren hatten nur 36 Prozent während der Arbeitszeit einen normalen Blutdruck. Die Wissenschaftler sehen Stress dabei als Hauptverursacher.

Ab wann ist der Blutdruck zu hoch?

Als Bluthochdruck gilt nach Definition der WHO ein systolischer Blutdruck von mehr als 140 mmHg und/oder ein diastolischer Blutdruck von mehr als 90 mmHg. Normal sind Werte von 120 bis 129 (systolisch) und 80 bis 84 (diastolisch); Werte zwischen 130 und 139 bzw. 85 und 89 werden als hochnormal bezeichnet und liegen somit an der Grenze zur Hypertonie. Optimal sind Werte unter 120 bzw. 80.

Symptome treten bei Hypertonie nur selten auf oder sind unspezifisch, sodass viele Menschen gar nicht wissen, dass sie mit diesem Risikofaktor für Schlaganfall, Herzinfarkt, Herz- und Nierenschwäche sowie weitere Erkrankungen leben.

Nicht immer geben die beim Arzt gemessenen Werte ein realistisches Bild ab: Bei der sogenannten Weißkittelhypertonie misst der Arzt einen höheren Blutdruck, als der Patient im Alltag hat. Anders herum wird situationsbezogener Bluthochdruck häufig nicht erkannt, denn wer beim Arzt einen normalen oder optimalen Blutdruck aufweist, kann bei der Arbeit oder zu anderen Gelegenheiten durchaus in einen zu hohen Bereich geraten. Eine Langzeitblutdruckmessung, bei der der Patient üblicherweise 24 Stunden lang ein Messgerät trägt, eignet sich deshalb besser zur Diagnose als eine einmalige Messung in einer Praxis.

Höhere Werte bei der Arbeit

Wie kommt es zu den erhöhten Blutdruckwerten während der Arbeit? Zum einen können dafür Tätigkeiten verantwortlich sein, die kurzzeitig einen hohen Kraftaufwand erfordern, wie etwa das Tragen schwerer Gegenstände. Eine viel häufigere Ursache ist allerdings Stress. Die Wissenschaftler der STARLET-Studie fanden heraus, dass Menschen, die viel Verantwortung tragen und hohe Anforderungen bewältigen, aber wenig Entscheidungsspielraum haben, besonders anfällig sind. Hier wird deutlich, dass es vor allem als negativ erlebter Stress ist, der den Blutdruck häufig in die Höhe treibt. Belastende Situationen haben nicht bei allen Menschen die gleichen Auswirkungen.

Wer unter anstrengenden Bedingungen arbeitet, wie z. B. unter starkem Zeitdruck oder als Lehrer mit schwierigen Schülern, dessen Blutdruck gerät nicht automatisch bei der Arbeit in einen zu hohen Bereich. Bei Berufstätigen, die solchen Situationen eher gelassen gegenüberstehen, steigt der Blutdruck im Schnitt weniger stark an als bei Kollegen, die ihren Beruf widerwillig ausüben und psychisch unter der Situation leiden.

Was kann man am Arbeitsplatz dagegen tun?

Versuchen Sie, Ihren Arbeitsalltag stressärmer zu gestalten. Wenn Sie häufig unter Zeitdruck leiden, kann gutes Zeitmanagement Abhilfe schaffen. Viele Menschen berichten, dass ihnen ein Wochenplan dabei hilft, ihr Arbeitspensum entspannter zu erledigen.

Überlegen Sie auch, ob Sie vielleicht überlastet sind und Aufgaben an Kollegen abgeben können. Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Arbeit ungleich verteilt ist und Sie übermäßig viel zu tun haben, sprechen Sie Ihren Vorgesetzten ruhig darauf an. Reden sollten Sie auch, wenn Ihnen am Arbeitsplatz weitere Belastungen zu schaffen machen. Ärger herunterzuschlucken kann nicht nur für einen höheren Blutdruck sorgen, sondern auch andere gesundheitliche Probleme wie etwa Magenbeschwerden nach sich ziehen.

Häufig betroffen sind Schichtarbeiter, die neben anderen Stressfaktoren auch wechselnde Arbeitszeiten zu bewältigen haben. Auch dieses Problem können Sie ansprechen. Oft gibt es Spielräume bei der Schichtplangestaltung.

Ein enormer Stressfaktor heutzutage ist die ständige Erreichbarkeit. Viele Berufstätige beantworten nach Feierabend oder im Urlaub E-Mails oder nehmen geschäftliche Anrufe entgegen. Betroffene Arbeitnehmer und Selbstständige sollten hinterfragen, inwieweit es wirklich nötig ist, noch am Abend die Nachricht des Kollegen oder Kunden zu öffnen. Da es vielen Arbeitnehmern aber nicht gelingt, sich demgegenüber abzugrenzen – dies betrifft insbesondere junge Menschen, sind auch die Unternehmen gefragt, ihre Mitarbeiter vor unnötiger Arbeit nach Feierabend zu schützen.

Bewegung, Ernährung und Entspannung

Mehr Bewegung ist ein wichtiger Baustein, um einen gesunden Blutdruck zu fördern. Statt dem Kollegen eine E-Mail zu schreiben, besuchen Sie ihn lieber in seinem Büro. Die Mittagspause können Sie mit einem Spaziergang aktiv verbringen. Vielleicht bietet auch der Weg zur Arbeit Möglichkeiten, um in Bewegung zu kommen. Pendler mit öffentlichen Verkehrsmitteln könnten beispielsweise eine Haltestelle früher aussteigen und den Rest der Strecke laufen. Mehr Bewegung im Alltag hat bereits positive Auswirkungen auf den Blutdruck, doch noch bessere Effekte erzielen Sie, wenn Sie mehrmals pro Woche mindestens 30 Minuten Sport treiben.

Ebenfalls hilfreich ist aktive Entspannung wie Yoga, Meditation oder Progressive Muskelentspannung. Diese Verfahren können dazu beitragen, die Achtsamkeit für den eigenen Körper zu schulen, um im Alltag Anspannung besser wahrnehmen und rechtzeitig gegensteuern zu können.

Ein großer Risikofaktor für Hypertonie ist Übergewicht. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen sinkt der Blutdruck bei einer Gewichtsabnahme.

Auch wer nicht übergewichtig ist, profitiert bei hohem Blutdruck (und natürlich zur Vorbeugung anderer Erkrankungen) von einer gesunden Ernährung. Auf dem Speiseplan sollten weniger gesättigte Fettsäuren stehen, dafür mehr Obst und Gemüse. Beides enthält viel Kalium, was nachweislich einen positiven Einfluss auf den Blutdruck hat.

Der Zusammenhang zwischen einem erhöhten Salzkonsum und Bluthochdruck ist wissenschaftlich nicht gesichert, es gibt allerdings Hinweise darauf. Deshalb ist es empfehlenswert, täglich weniger als 6 Gramm Kochsalz aufzunehmen.

Dass Alkoholkonsum sich ungünstig auf den Blutdruck auswirkt, gilt hingegen als belegt. Frauen sollten weniger als 20 Gramm Alkohol am Tag zu sich nehmen, Männer weniger als 30 Gramm.

Wer das Rauchen aufgibt, trägt damit zwar nicht direkt zur Blutdrucksenkung bei, kann aber das Risiko für Komplikationen verringern.

Ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Blutdruck in einen gesunden Bereich zu bewegen oder ob Medikamente erforderlich sind, sollten Betroffene mit einem Arzt besprechen.

Lesen Sie auch meinen Blogbeitrag „Hypertonie“ …

Weitere Informationen:

Deutsche Hochdruckliga e.V. DHL – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention

 

Stand: Mai 2020