Psychische Erkrankungen spielen beim Krankenstand eine große Rolle: Mit durchschnittlich 28,5 Arbeitsunfähigkeitstagen pro Erkrankungsfall. Eine der häufigsten seelischen Erkrankungen ist die Depression, die die Arbeitsfähigkeit in unterschiedlichem Maße belasten kann.

Laut einer Studie der AOK verursachten psychische Erkrankungen im Jahr 2024 die längsten Ausfallzeiten von Mitarbeitenden. Obwohl sie im vergangenen Jahr nur 4,8 Prozent aller AU-Fälle ausmachten, entfielen 12,5 Prozent aller AU-Tage auf psychische Erkrankungen. Bei den langen Ausfallzeiten von mehr als sechs Wochen erreichten sie 2024 einen Anteil von 8,1 Prozent. Die gute Nachricht: Betriebliche Gesundheitsförderung kann die Widerstandsfähigkeit und psychische Belastbarkeit der Mitarbeitenden stärken. (Quelle: WIdO)

Was ist eine Depression?

Nicht selten verwenden Menschen den Begriff „depressiv“, um ihre Stimmung auszudrücken, wenn sie sich niedergeschlagen fühlen. Eine Depression ist jedoch eine ernsthafte Erkrankung, für deren Diagnose ganz bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen. Nach dem ICD-10, dem Internationalen Klassifikationssystem der Krankheiten, liegt eine depressive Episode vor, wenn Patienten – je nach Schweregrad – an jeweils mindestens zwei der dort beschriebenen Haupt- und Zusatzsymptome über einen Zeitraum von zwei Wochen oder länger leidet.

Hauptsymptome

  • gedrückte Stimmung oder Gefühl der Gefühllosigkeit
  • Verlust der Interessen und Freudlosigkeit
  • verminderter Antrieb und höhere Ermüdbarkeit

Häufige Zusatzsymptome

  • Schlafstörungen
  • Appetitverlust oder übersteigerter Appetit
  • Konzentrationsschwäche
  • Libidoverlust
  • vermindertes Selbstwertgefühl
  • Schuldgefühle
  • übertriebene Sorge, Zukunftsangst, Hoffnungslosigkeit
  • Suizidgedanken bis hin zu -handlungen

Wodurch Depressionen entstehen können, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Forscher gehen davon aus, dass sowohl biologische Faktoren als auch die Lebensgeschichte der Patienten eine Rolle spielen. Häufig tritt eine Depression infolge schwerer aktueller oder auch länger zurückliegender Belastungen auf. Eine Unterform ist die saisonal-affektive Störung („Winterdepression“), die in der dunklen Jahreszeit aufgrund des Tageslichtmangels entsteht. Depressionen können einmalig oder mehrfach („rezidivierende Depression“) auftreten. Neben unipolaren gibt es auch bipolare Formen, in denen sich depressive und manische Phasen abwechseln sowie Dysthymia: eine anhaltende depressive Verstimmung, die das Vollbild einer Depression nicht erfüllt, aber dennoch sehr belastend sein kann.

Depressionen können einzeln oder zusammen mit anderen (seelischen) Erkrankungen auftreten, wie zum Beispiel Angst- oder Essstörungen. Alle Formen haben gemein, dass der Hirnstoffwechsel, insbesondere die Übertragung der Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, aus dem Gleichgewicht geraten ist. An einer unipolaren Depression erkrankt etwa jeder fünfte Bundesbürger im Laufe seines Lebens.

Einschränkungen am Arbeitsplatz

Je nachdem, wie schwer die aktuelle depressive Episode des Betroffenen ist und welche Symptome vorherrschen, kann die Arbeitsfähigkeit stark belastet oder (vorübergehend) überhaupt nicht gegeben sein. Das hat nichts damit zu tun, dass der Beschäftigte nicht will oder sich nicht genügend anstrengt. In einer depressiven Phase sind die Möglichkeiten der Erkrankten schlichtweg eingeschränkt. Wichtig ist, die Warnzeichen nicht zu ignorieren, sondern frühzeitig einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Sich wegen einer psychischen Erkrankung krankschreiben zu lassen, ist ebenso legitim, wie sich wegen einer körperlichen Erkrankung auszukurieren.

Obwohl in den vergangenen Jahren viel Aufklärungsarbeit rund um das Thema Depression geleistet wurde, gehört sie wie auch andere psychische Erkrankungen noch zu den Krankheiten, über die viele Menschen besonders ungern sprechen, häufig aus Sorge vor Stigmatisierung. Auch wenn die Ausfallzeiten durch psychische Erkrankungen stark angestiegen sind: Viele psychisch Erkrankte versuchen zu vermeiden, sich eine Auszeit zu nehmen, weil sie Angst haben, dass das Umfeld etwas bemerken oder sogar der Job gefährdet sein könnte, wenn die Krankheit bekannt wird.

Lösungswege am Arbeitsplatz

Auch wenn es schwer erscheinen mag: Es gibt Wege, die Genesung einer Depression trotz Berufstätigkeit anzugehen. Natürlich fällt es auf, wenn jemand nicht am seinem Arbeitsplatz erscheint. Der Grund für die Krankschreibung geht aber niemanden etwas an, auch den Arbeitgeber nicht. Wenn beispielsweise ein Psychiater eine Krankmeldung ausstellt, haben Patienten die Möglichkeit, sich vom Hausarzt eine Krankmeldung für den gleichen Zeitraum ausstellen zu lassen. Auf diese Weise vermeidet man, dass der Arbeitgeber den „verräterischen“ Stempel des Psychiaters sieht. Die Diagnose erhält ohnehin nur die Krankenkasse. Patienten, die zur Behandlung in einer Klinik sind, in der diverse Erkrankungen behandelt werden, können sich eine neutrale Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung geben lassen. So erfährt der Arbeitgeber nicht, auf welcher Station sich der betroffene Arbeitnehmer befindet.

Nicht bei allen depressiv Erkrankten ist eine Krankschreibung erforderlich. In manchen Fällen kann eine Arbeitstätigkeit sogar zur Genesung beitragen. Bei einigen Betroffenen sind vielleicht einige Veränderungen am Arbeitsplatz sinnvoll. Patienten sollten mit ihrem Arzt oder Psychotherapeuten besprechen, ob am Arbeitsplatz Belastungen vorliegen, die zur Entwicklung der Depression beigetragen haben oder die eine Genesung erschweren. Klassische Beispiele hierfür sind Mobbing, Überarbeitung oder Unterforderung. Auch hier gilt es, Lösungen zu finden, wie etwa eine Reduzierung der Stunden, ein Wechsel der Abteilung oder gar des Unternehmens.

Manche depressiv Erkrankte sind dauerhaft nicht mehr arbeitsfähig. In diesen Fällen kann auch eine Frühverrentung in Betracht gezogen werden. Um sich über Lösungsmöglichkeiten für die Situation am Arbeitsplatz beraten zu lassen, ist es sinnvoll, sich an den Betriebsarzt zu wenden. Dieser unterliegt – wie alle anderen Ärzte auch – der Schweigepflicht.

Aussicht auf Besserung

Depressive Erkrankungen sind heutzutage gut behandelbar. Ob Medikamente eingesetzt werden sollten, ist von Patient zu Patientin verschieden. In vielen Fällen werden mit Psychotherapien bereits gute Erfolge erzielt. Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber zu sprechen, wenn Sie unter seelischen Belastungen leiden.

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Stand: Mai 2025

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