Schmerzen sind ein wichtiges Warnsignal des Körpers. Sie halten uns beispielsweise davon ab, auf die heiße Herdplatte zu fassen, leichtsinnig mit spitzen Gegenständen umzugehen und zeigen uns, wenn etwas in unserem Körper nicht stimmt und wir einen Arzt aufsuchen sollten.

Schmerzen können aber auch außerhalb ihrer warnenden Funktion auftreten. Viele Formen chronischer Schmerzen deuten nicht auf ein schwerwiegendes körperliches Problem hin, können aber dennoch das Leben Betroffener stark einschränken. Auch am Arbeitsplatz kommt es dann häufig zu Schwierigkeiten.

Akute Schmerzen, chronische Schmerzen und Schmerzkrankheit

Akute Schmerzen wollen uns in den meisten Fällen auf ein körperliches Problem hinweisen. Sie motivieren uns, zum Arzt zu gehen und können ihn bei der Diagnosestellung in die richtige Richtung leiten. Wenn die Ursache gefunden ist, steht die Behandlung dieser im Vordergrund. Oft verschwinden mit der zugrundeliegenden Erkrankung auch die Schmerzen. Die zusätzliche Gabe eines Schmerzmittels kann empfehlenswert sein.

Nicht selten sind die Schmerzen aber schwierig zu behandeln. Dies kann entweder daran liegen, dass die zugrundeliegende Erkrankung fortbesteht, wie z. B. bei Tumorschmerzen, oder daran, dass kein Auslöser gefunden werden kann oder dieser nicht mehr vorliegt, aber die Schmerzen dennoch andauern. Im zweiten Fall liegt eine Schmerzkrankheit vor, die ein eigenes Krankheitsbild darstellt.

Schwierigkeiten im Alltag

Andauernde Schmerzen können den Alltag der Betroffenen stark einschränken. Dies liegt zum einen an den Schmerzen selbst: Manche Tätigkeiten können nicht mehr ausgeführt werden oder werden zumindest als starke Belastung empfunden.

Zum anderen leiden viele Schmerzpatienten zusätzlich darunter, dass sie sich von ihrem Umfeld nicht ernstgenommen fühlen. Nicht wenige werden als Simulanten verurteilt – schließlich ist keine körperliche Einschränkung sichtbar. Auch dass keine Ursache gefunden wird, empfinden viele Schmerzpatienten als unbefriedigend.

Lösungsmöglichkeiten

Zunächst sollte natürlich der Ursache für die Schmerzen auf den Grund gegangen werden, um ernsthafte körperliche Erkrankungen auszuschließen bzw. zu entdecken und zu behandeln. Zusätzlich kann eine Schmerzbehandlung erfolgen. Kann keine körperliche Ursache ausgemacht werden, gilt es, die Schmerzen zu lindern und zwar je früher, desto besser. In der Forschung konnte gezeigt werden, dass starke und länger andauernde Schmerzen die Nervenzellen sensibler für später auftretende Reize machen, sodass bei einigen Menschen bereits leichte Berührungen erneut zu Schmerzen führen können. Dieser Lernvorgang unseres Körpers wird auch als Schmerzgedächtnis bezeichnet.

Um dem Nervensystem wenig Gelegenheit zu geben, sich Schmerzen einzuprägen, ist schnelles Handeln wichtig. Die richtige Behandlung zu finden, ist bei chronischen Schmerzen aber gar nicht so einfach. Wenn der behandelnde Arzt nicht weiter weiß, ist ein Besuch bei einem Schmerzspezialisten oder ein Aufenthalt in einer Klinik ratsam. Auch Psycho- und Physiotherapeuten sind eine gute Anlaufstelle. Auf keinen Fall sollten Schmerzpatienten eigenhändig zu Schmerzmitteln oder gar zu Alkohol greifen: Mit der falschen Medikation kann die Problematik noch verstärkt werden.

Lebensumstände genau betrachten

Schmerzen haben selten nur eine Ursache. Wenn unklar ist, woher die Schmerzen stammen, lohnt es sich meistens, die gegenwärtigen Lebensumstände genauer zu betrachten. Belastungen am Arbeitsplatz können den Körper unmittelbar strapazieren, wie etwa ein unpassend eingerichteter Schreibtisch. Ebenso können auch emotionale Schwierigkeiten zu körperlichen Schmerzen führen.

Körperliches Wohlbefinden bzw. körperliche Leiden sind eng mit der Gesundheit der Seele verknüpft. Bei mehr als 80 Prozent derer, die aufgrund von Schmerzen nicht mehr an den Arbeitsplatz zurückkehren, liegen psychische Risikofaktoren vor. Dazu gehören depressive Stimmungslagen, private und berufliche Belastungen sowie ein ungünstiger Umgang mit dem Schmerz. Auf der einen Seite ist es wenig empfehlenswert, sich zu sehr zu schonen, auf der anderen Seite sollte man den Schmerz aber auch nicht ignorieren und sich zu viel zumuten.

Was heißt das nun für den Umgang mit Schmerzen am Arbeitsplatz?

Wer von Schmerzen betroffen ist, dem können folgende Fragen weiterhelfen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen:

  • Ist mein Arbeitsplatz so eingerichtet, dass ich bequem sitze? Nehme ich wiederholt Haltungen ein, die gewisse Körperregionen stark belasten (z. B. den Nacken durch häufige Smartphone-Nutzung)?
  • Sitze, stehe oder laufe ich übermäßig viel? Muss ich oft schwer heben?
  • Gibt es Probleme mit Kollegen oder Vorgesetzten oder gar Mobbing?
  • Habe ich private Probleme, die mich stark belasten?
  • Schlafe ich genug? Sorge ich für genügend Ausgleich in meiner Freizeit?
  • Bin ich zufrieden in meinem Beruf?
  • Wie gehe ich mit meinen Schmerzen um? Schone ich mich übermäßig stark oder versuche ich die Schmerzen zu vergessen und arbeite so weiter, wie bisher?
  • Fühle ich mich medizinisch gut betreut?
  • Fühle ich mich von meinem Umfeld mit meinen Schmerzen ernstgenommen?

Veränderungen am Arbeitsplatz

Gemeinsam mit dem behandelnden Arzt, Psycho- oder Physiotherapeuten kann beraten werden, welcher Umgang mit den chronischen Schmerzen am Arbeitsplatz sinnvoll ist. Eine Patentlösung gibt es nicht: Ursachen von Schmerzen sind individuell verschieden und die Behandlungswege sind es ebenso. Auch der Betriebsarzt kann ein guter Ansprechpartner sein, da er zusätzlich zum medizinischen Fachwissen auch das Unternehmen und dessen Arbeitsbedingungen kennt.

Mögliche Lösungsansätze könnten z. B. sein:

  • den Arbeitsplatz rückenfreundlicher gestalten
  • innerhalb des Unternehmens andere Tätigkeiten ausführen, die den Körper weniger belasten
  • die Abteilung wechseln, falls es Konflikte mit Kollegen gibt
  • für mehr Abwechslung zwischen sitzenden Tätigkeiten und Bewegung sorgen
  • Schichtwechsel vermeiden (dies kann beispielsweise die Migräneprophylaxe unterstützen)
  • die Arbeitszeit verringern
  • einen Unternehmenswechsel oder eine Umschulung in Betracht ziehen

Die Erwerbstätigkeit ganz einzustellen, ist oft nicht empfehlenswert. Wie bereits beschrieben, besteht häufig ein Zusammenhang zwischen Schmerzen und der Seele. Wenn der Patient nun nicht mehr arbeiten geht, fehlt es meist an Tagesstruktur, sozialen Kontakten und auch an Ablenkung von negativen Gedanken, die nicht selten um die Schmerzen und deren mögliche Ursachen kreisen. Damit besteht die Gefahr, die Schmerzproblematik zu verschlimmern.

Ein wichtiger Faktor auf dem Weg der Besserung ist das Gefühl, vom (Arbeits-)Umfeld verstanden zu werden. Wenn Kollegen und Vorgesetzten bewusst ist, wie beschwerlich dauerhafte Schmerzen sein können und Verständnis zeigen, fühlen sich viele Betroffene entlastet.

Es kommt vor, dass Schmerzen trotz guter Behandlung nicht gänzlich gelindert werden können. Dann sollten bei der Therapie Strategien erarbeitet werden, die das (Arbeits-)Leben mit den Schmerzen erleichtern.

Weiterführende Informationen

 

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