Wer nicht gut und ausreichend schläft, schwächt auf Dauer das eigene Immunsystem und trägt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes in sich. Ein Albtraum, dass rund 80 Prozent der deutschen Beschäftigten zwischen 35 und 65 Jahren angeben, nicht gut zu schlafen. Denn diese Menschen gehen ihrer Arbeit häufig müde und erschöpft nach, was zu einer verminderten Produktivität und einem erhöhten Unfallrisiko am Arbeitsplatz führen kann.

Schlafstörungen definiert die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) als „über einen längeren Zeitraum anhaltende Abweichungen von der normalen Schlafqualität, Schlafdauer oder Schlafrhythmik, die zu einer spürbaren Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit führen“. Aber was ist normal? Es gibt Menschen, die benötigen nur vier Stunden Schlaf pro Nacht, andere sind nach neun Stunden noch nicht ausgeschlafen. Manche können Nächte durchmachen, andere benötigen einen Mittagsschlaf, um für die zweite Tageshälfte fit zu sein. So vielseitig wie die Schlafgewohnheiten der Deutschen, so vielfältig sind auch die Gründe für schlechten Schlaf. Die häufigste Form der Schlafstörung ist die Schlaflosigkeit (Insomnie). An ihr leidet, wer gar nicht, nur schlecht einschlafen oder nicht durchschlafen kann.

Ursachen für schlechten Schlaf

Die Ursachen für Schlafstörungen und damit schlechten Schlaf sind beim Großteil der Betroffenen sehr häufig Stress oder Lärm. Ständige Erreichbarkeit, Termin- und Leistungsdruck sowie Überstunden sind bei Arbeitnehmern die häufigsten Gründe für schlechten Schlaf. Aber auch die Ernährung, die Nutzung von elektronischen Medien kurz vor dem Einschlafen, der schnarchende Bettnachbar oder die hormonelle Veränderung bei Frauen durch die Menopause können den Schlaf negativ beeinflussen. Bei Arbeitnehmern im Schichtdienst liegen besonders häufig Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus vor. Kaum hat sich der Körper an die Schichtzeiten gewöhnt, fängt die neue Schichtwoche an und die innere Uhr ist wieder durcheinander. Akute Schlafstörungen treten meist nur in einem kurzen Zeitraum auf und verschwinden, sobald die Ursache, z. B. ein akutes Problem, nicht mehr vorhanden ist. Chronische Schlafstörungen hingegen können Betroffene über einen langen Zeitraum begleiten und oft in Verbindung mit einer chronischen Krankheit auftreten.

Gute Schlafhygiene hilft

Der Begriff Schlafhygiene meint nicht, dass Bettwäsche und Schlafanzug für einen gesunden Schlaf sauber sein sollten. Schlafhygiene meint alle Verhaltensweisen, die in Summe den gesunden Schlaf fördern. Dazu zählen neben dem eigentlichen Schlafumfeld mit Bett, Raumtemperatur sowie Licht- und Lärmverhältnissen auch die Ernährungsgewohnheiten und die persönliche Einstellung zum Schlaf.

Mit diesen Tipps sorgen Sie für eine bessere Schlafhygiene:

  • Schlafen Sie in einem für Sie bequemen Bett mit auf Ihren Körper angepasster Matratze und entsprechendem Kissen.
  • Kommen Sie schon vor dem Schlafen zur Ruhe und verzichten Sie auf Handynutzung und andere elektronische Medien vom Bett aus. Lesen Sie lieber in einem Buch.
  • Grübeln und streiten sind im Bett tabu. Freuen Sie sich lieber darüber, was am zu Ende gehenden Tag positiv für Sie war und nehmen diesen Gedanken mit in den Schlaf.
  • Dunkeln Sie Ihr Schlafzimmer mit Jalousien/Vorhängen ab.
  • Die Temperatur im Schlafzimmer sollte etwas kühler als in den übrigen Wohnräumen sein.
  • So weit möglich, sorgen Sie dafür, dass es in Ihrem Schlafumfeld ruhig ist und Sie nicht durch störende Geräusche gestört werden.
  • Verzichten Sie kurz vor dem Schlafengehen auf eine üppige Mahlzeit, Koffein, Nikotin und Alkohol.
  • Gehen Sie vor dem Zubettgehen auf die Toilette, damit Sie nicht mitten in der Nacht aufstehen müssen.
  • Konzentrieren Sie sich nicht vehement aufs Einschlafen. Lassen Sie es geschehen. Schäfchen zählen war einmal – inzwischen gibt es Apps, die beim Einschlafen helfen und Tageslichtwecker, die Sie sanft wieder aus dem Schlaf holen.
  • Schlafmittel sollten – rezeptfrei ebenso wie verschreibungspflichtig – nur nach Rücksprache mit einem Arzt und als letztes Mittel eingenommen werden. Sie können abhängig machen.

 

Schläfrigkeit am Arbeitsplatz

Schlafstörungen können Auswirkungen auf die Tätigkeit am Arbeitsplatz haben. Besonders hervorzuheben ist der Sekundenschlaf, der eine hohe Unfallgefahr mit sich bringt und dazu führt, dass einem LKW-Fahrer bspw. keine Eignung für Fahr- und Steuertätigkeiten erteilt wird. Auch Tätigkeiten mit Absturzgefahr dürfen nur von Arbeitnehmern durchgeführt werden, die nicht an Schläfrigkeit am Arbeitsplatz leiden.

Mit dem Epworth-Schläfrigkeits-Fragebogen können Sie Ihre eigene Tagesschläfrigkeit online testen. Ob ein Nickerchen oder Powernapping am Arbeitsplatz erlaubt ist, sollten Arbeitnehmer direkt mit ihrem Arbeitgeber klären. In einigen Unternehmen gibt es extra Ruheräume mit einer Schlafmöglichkeit. Das Unternehmen BASF bietet z. B. Powernapping-Kurse für Schichtarbeiter an und bei Bosch zählt Schlaf sogar zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement.

Schlafen Sie gut?

Wie fühlen Sie sich, wenn morgens der Wecker klingelt und Sie aufstehen? Gut ausgeruht oder eher wie gerädert? Was sagt ggf. Ihr Bettnachbar über Ihren Schlaf? Vielleicht schlafen Sie unruhig, schnarchen oder haben sogar Atemaussetzer (Schlafapnoe). Achten Sie auf sich, hören Sie auf Ihren Körper und nehmen Sie Hinweise wie Müdigkeit am Tag ernst.

Wenn Sie nicht gut schlafen und ständig müde sind, die Ursachen dafür jedoch nicht auf der Hand liegen, sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin. Von einfachen körperlichen Untersuchungen bis zu einer Nacht im Schlaflabor gibt es viele Möglichkeiten, die Gründe für eine Schlafstörung aufzudecken. Je nach festgestellter Ursache gibt es ebenso unterschiedliche Therapiemöglichkeiten – von einfachen Entspannungsübungen bis hin zum operativen Eingriff zur Behandlung von Atemaussetzern im Schlaf.

Schlafen Sie gut!

 

Weitere Informationen:

 

Die Illusion vom richtigen Schlafen – Beitrag aus der WDR TV-Sendung Quarks & Co:

 

Foto: AdobeStock_60437879_Wordley Calvo Stock

Stand: Juni 2020