Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe nur der Zugang zu sauberem Trinkwasser im vergangenen Jahrhundert einen größeren Einfluss auf die Eindämmung von Infektionskrankheiten gehabt als das Impfen. Krankheiten wie die Pocken konnten sogar ausgerottet werden. Trotz des hohen Nutzens lassen sich in Deutschland nicht genügend Menschen impfen. Welche Impfungen Sie in Anspruch nehmen sollten, hängt von Ihrem Alter und Ihrer Lebenssituation ab.

Warum sollte ich mich impfen lassen?

Indem Sie sich gegen Krankheiten impfen lassen, die von Mensch zu Mensch übertragen werden können, schützen Sie nicht nur sich selbst, sondern auch diejenigen, die (noch) nicht geimpft werden können, z. B. Säuglinge oder Menschen mit einem schwachen Immunsystem. Sie sind auf die sogenannte Herdenimmunität angewiesen, also darauf, dass andere Menschen Krankheitserreger nicht weitergeben. Bei Masern bspw. verhindert ein Impfschutz von 95 Prozent der Bevölkerung die Ausbreitung der Krankheit. Gegen Masern geimpft sind aber nur ca. 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland. So kommt es immer wieder zu größeren Erkrankungswellen.

Sicherheit von Impfstoffen

Die heutzutage verwendeten Impfstoffe sind sehr sicher. Die meisten Komplikationen gab es nach Impfungen, die nicht mehr empfohlen werden, z. B. gegen Pocken und Tuberkulose.

Leichte Impfreaktionen wie Schwellungen an der Einstichstelle, erhöhte Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden sind ungefährlich und klingen nach wenigen Tagen ab. Gelegentlich tritt nach der MMR-Impfung eine leichte Form der Masern auf. Diese stellt aber keine echte Masern-Erkrankung dar und ist nicht ansteckend.

Auch wenn Spuren von Hühnereiweiß in Impfstoffen selten sind, sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin vor der Impfung über eine Allergie informieren. Er oder sie kann über ggf. notwendige Vorsichtsmaßnahmen entscheiden.

Warum lassen manche Menschen sich selbst oder ihre Kinder nicht impfen?

Im Jugend- und Erwachsenenalter gerät das Thema Impfen häufig in Vergessenheit. Im eigenen Interesse sollten Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf ansprechen, ob bei Ihnen ein ausreichender Impfschutz besteht.

Neben Menschen, die das Impfen vergessen, gibt es auch viele, die sich bewusst gegen das Impfen entscheiden. Sie schätzen die Risiken der Impfung zu hoch ein und den Nutzen zu niedrig. Das Internet scheint zu einer Verbreitung der Ansichten von Impfgegnern beizutragen. Dabei gibt es für schwere Impfschäden, z. B. für den Mythos, die MMR-Impfung könne Autismus auslösen, keinerlei Hinweise. Das Gerücht kam 1998 durch eine gefälschte Studie zustande und hält sich auch heute noch hartnäckig.

Manche Impfgegner glauben, dass der menschliche Körper gestärkt aus einer sogenannten Kinderkrankheit hervorgehe. Auch dies ist ein Irrglaube. Schwere Infektionen schwächen den Organismus, zudem besteht bei einigen Erkrankungen das Risiko von schwerwiegenden Folgen oder sogar Lebensgefahr. Masern etwa können zu einer Gehirnentzündung und somit zu einer schweren Behinderung oder sogar zum Tod führen.

Einige unterschätzen das Erkrankungsrisiko schlichtweg. Da ein großer Teil der Bevölkerung geimpft ist, sind viele Infektionskrankheiten selten geworden und somit in Vergessenheit geraten. Dass Menschen auch ohne Impfung von Keuchhusten oder anderen Erkrankungen verschont geblieben sind, kann auf den Herdenschutz zurückgeführt werden und stellt ein Argument für Impfungen dar und nicht dagegen.

Gegen welche Krankheiten sollte ich mich impfen lassen?

Wogegen Sie sich impfen lassen sollten, hängt u. a. von Ihrem Alter, Ihrem Gesundheitszustand und Ihrem Risiko ab, sich mit bestimmten Erkrankungen zu infizieren (z. B. bei der Arbeit oder auf einer Reise).

Die Grundimmunisierung gegen die folgenden Erkrankungen sollte im Säuglings- und Kindesalter stattfinden

  • Mit 6 bis 12 Wochen: Schluckimpfung gegen Rotaviren (Erreger einer schweren Magen-Darm-Erkrankung)
  • Ab Ende des 2. Monats: Kombinationsimpfung gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung (Polio), Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B (4 Termine)
  • Ab 2 Monaten: Impfung gegen Pneumokokken (Erreger von Hirnhaut-, Lungen- und Mittelohrentzündungen)
  • Ab 11 Monaten: Kombinationsimpfstoff gegen Mumps, Masern, Röteln und evtl. Windpocken (2 Termine)
  • Im zweiten Lebensjahr: Impfung gegen Meningokokken C (Erreger von bakterieller Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung)
  • Zwischen neun und 14, maximal 17 Jahren: Impfung gegen HPV (Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können).
    Die initial nur an Mädchen gerichtete Impfempfehlung gilt seit Ende Juni 2018 auch für Jungen.

Bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gilt es, den Impfschutz aufzufrischen oder versäumte Impfungen nachzuholen.

Wichtig ist die Auffrischung der Tetanus/Diphterie-Impfung alle zehn Jahre (wird oft vernachlässigt). Die STIKO empfiehlt allen Erwachsenen einmalig eine Impfung gegen Pertussis (Keuchhusten). Die nächste Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie (gegebenenfalls und/oder Kinderlähmung) sollte als Kombinationsimpfung, die auch eine Keuchhustenkomponente enthält, gegeben werden.

Impfungen, die bestimmte Personengruppen in Anspruch nehmen sollten

  • Influenza („echte“ Grippe): Menschen ab 60 Jahren, Schwangere, chronisch Kranke, Personal in medizinischen Einrichtungen
  • Pneumokokken: Menschen ab 60 Jahren, Immungeschwächte, Menschen mit chronischen Erkrankungen des Herzens, der Atmungsorgane, Nieren, Leber oder des Nervensystems, Diabetiker, Menschen mit erhöhtem Risiko für Hirnhautentzündung, Menschen, die berufsbedingt gefährdeter sind (besonders Metallarbeiter)
  • Meningokokken A, C, W und Y: Menschen, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko tragen, wie Immungeschwächte oder medizinisches Personal.
  • FSME: Menschen, die in Risikogebieten leben oder Urlaub machen. In Deutschland ist insbesondere der südlichere Teil betroffen.

Beruflich bedingte Impfungen

Impfungen sind auch zentraler Bestandteil der arbeitsmedizinischen Vorsorge. Berufsbedingte Impfungen sind generell vom Arbeitgeber anzubieten. Welche Impfungen infrage kommen, leitet sich aus der jeweiligen Gefährdungsbeurteilung ab. Eine häufig durchgeführte Impfung ist beispielsweise die Impfung gegen Hepatitis B für Mitarbeiter/innen im Gesundheitswesen. Wenden Sie sich bei Fragen an Ihren Betriebsarzt/Ihre Betriebsärztin.

Weitere Informationen

Impfungen vor Reisen

Die Impfempfehlungen unterscheiden sich von Land zu Land. Informationen zu Ihrem Reiseziel finden Sie z. B. auf den Seiten des Auswärtigen Amtes. Auch Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin wird Ihnen Empfehlungen zur medizinischen Reisevorbereitung geben können.

Einhaltung von Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen

Zusätzlich zu Impfungen können auch allgemeine Hygienemaßnahmen vor der Ausbreitung von Krankheitserregern schützen. Waschen Sie sich daher vor der Nahrungsaufnahme und -zubereitung und nach dem Toilettengang unbedingt die Hände mit Wasser und Seife.

Falls dies möglich ist, halten Sie Abstand zu Erkrankten, um eine Tröpfcheninfektion (z. B. bei Influenza, Masern, Mumps, Röteln und Windpocken) zu vermeiden. Erkrankten nicht die Hände zu geben, ist nicht unhöflich, sondern kann einer Kontaktinfektion vorbeugen. Achten Sie auf besondere Hygiene, wenn Sie dieselben Gegenstände (z. B. Türklinken oder Geldautomaten) anfassen wie (potenziell) Erkrankte, um sich nicht über eine Schmierinfektion anzustecken (besonders mit Erkältungs- und Magen-Darm-Infekten). Seien Sie vorsichtig bei Aktivitäten wie z. B. der Gartenarbeit oder beim Sport, um sich keine Wunden zuzufügen, die Tetanus begünstigen können.

Weitere Informationen dazu, wie Sie der Ausbreitung von Krankheitserregern entgegenwirken können, finden Sie hier: https://www.arbeitsmedizin-cramer.de/hygiene-im-buero/.

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