Die deutsche Gesellschaft wird immer älter, das Renteneinstiegsalter steigt und so verlängert sich das Arbeitsleben stetig. Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) greift diese Problematik auf und veranstaltet ihre diesjährige Kampagne unter dem Titel „Gesunde Arbeitsplätze – für jedes Alter“.

 

Ziele der Kampagne

Die Kampagne für gesunde Arbeitsplätze hat sich drei zentrale Ziele gesetzt:

  1. Unterstützung gesundheitsfördernder Arbeit und des gesunden Alterns und Hervorhebung der Bedeutung von Prävention während des gesamten Berufslebens.
  1. Unterstützung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern (gerade in Klein- und Kleinstunternehmen) durch Bereitstellung von Information und Instrumenten für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.
  1. Förderung des Austauschs von Informationen und von guten praktischen Lösungen.

Auf diese Weise sollen das Problembewusstsein und das Verständnis für die Bedeutung eines gesunden und produktiven Berufslebens geschärft und konkrete Anleitung und Hilfestellung bei der Ergreifung gesundheitsfördernder Maßnahmen im Arbeitsleben geboten werden

Warum ist ein gesundes Arbeitsleben wichtig?

Der Tag hat 24 Stunden. Wer acht Stunden schläft, hat noch 16 Stunden, um seinen Tag aktiv zu gestalten. Menschen, die in Vollzeit arbeiten, verbringen acht Stunden davon am Arbeitsplatz. Dazu kommen noch Fahrtzeiten und Überstunden. Das bedeutet, dass das Arbeitsleben den Großteil unserer aktiven Lebensgestaltung einnimmt. Arbeiten ist gut für die körperliche und geistige Gesundheit – allerdings nur, wenn der Arbeitsplatz über ein gutes Sicherheits- und Gesundheitsschutzmanagement verfügt. Nicht nur bei älteren, sondern auch bei jungen Mitarbeitern sorgen gesundheitsfördernde Arbeitsplätze für höhere Produktivität und Effizienz sowie eine geringere Personalfluktuation. Arbeitgeber sollten daher ein Interesse daran haben, ihren Beschäftigten gute und gesunde Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. So können sie von den wertvollen Beiträgen, die bei der Zusammenarbeit verschiedener Generationen am Arbeitsplatz entstehen, profitieren.

Wie sieht ein gesundes Arbeitsleben aus?

Die EU-OSHA teilt die Bestandteile eines gesunden Arbeitslebens in acht Bereiche auf.

Prävention
Die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten sollte im Sicherheits- und Gesundheitsmanagement eines jeden Arbeitsgebers an erster Stelle stehen. Dies gilt während der gesamten Berufslaufbahn, denn die jüngeren Arbeitnehmer von heute sind die älteren Arbeitnehmer von morgen. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung im frühen Arbeitsleben kann sich auf den gesamten Verlauf der restlichen Berufslaufbahn auswirken.

Arbeitsfähigkeit
Hierbei geht es um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Arbeitsanforderungen und den individuellen Dispositionen des Arbeitsnehmers. Personalverantwortliche sollten bei der Arbeitsbelastung nicht nur die fachliche Kompetenz und funktionale Fertigkeiten ihrer Mitarbeiter berücksichtigen, sondern auch deren Gesundheit familiäre und gesellschaftliche Bedingungen sowie Einstellungen und (religiöse) Werte.

Diversitätssensibilität
Diversität ist in Hinblick auf Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ein wichtiges Thema. Beispielsweise können Frauen oder ältere Kollegen nicht denselben körperlichen Belastungen ausgesetzt werden wie Männer. Und auch für Menschen mit Behinderung können bestimmte Aufgaben mit einer höheren Belastung oder einem erhöhten Sicherheitsrisiko verbunden sein, als für andere. Das Sicherheits- und Gesundheitsmanagement muss solche Risikogruppen identifizieren, deren individuellen Fähigkeiten – beispielsweise die Erfahrung der Älteren – nutzen und Lösungen für gesundheitliche Risiken entwickeln.

Arbeitsplatzgestaltung
Nicht nur die Aufgaben, auch der Arbeitsplatz selbst sollte den individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten und dem Gesundheitszustand angepasst werden. Da sich diese im Verlauf des Lebens verändern, sollte regelmäßig überprüft werden, ob Veränderungen notwendig sind. So können ergonomische Arbeitsutensilien, technische Hilfsmittel, Fortbildungen, der Wechsel des Arbeitsplatzes oder die Organisation von Schichtarbeit dazu beitragen, dass Mitarbeiter sicherer und gesünder arbeiten und somit auch mit höherer Motivation und Leistung.

Rehabilitation
Wenn ein Mitarbeiter aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit für längere Zeit aus dem Arbeitsalltag ausscheidet, fällt der Wiedereinstieg oft nicht leicht. Das Risiko, dass er gar nicht mehr in das Arbeitsleben zurückkehrt, erhöht sich mit der Dauer seiner Abwesenheit. Es gibt wissenschaftliche Nachweise dafür, dass sich Arbeit positiv auf die Genesung auswirkt. Wer frühzeitig aus den Arbeitsleben ausscheidet ist jedoch von Vereinsamung, sozialer Ausgrenzung und Altersarmut bedroht. Daher ist die Wiedereingliederung von ausgefallenen Arbeitskräften ein wichtiger Bestandteil eines gesunden (Arbeits-)Lebens.

Personalpolitik
Die Personalverwaltung trifft Entscheidungen über Maßnahmen, die die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, Arbeitszeit, lebenslanges Lernen und berufliche Weiterentwicklung betreffen. All dies hat auch Auswirkungen auf die Sicherheit, den Schutz der Gesundheit und das psychosoziale Arbeitsumfeld der Mitarbeiter. Die Personalverwaltung und das Sicherheits- und Gesundheitsschutzmanagement sollten daher eng zusammenarbeiten und den unterschiedlichen Bedürfnissen der verschiedenen Mitarbeitertypen Rechnung tragen.

Betriebliche Gesundheitsförderung
Die betriebliche Gesundheitsförderung wird in den meisten Unternehmen auf freiwilliger Basis umgesetzt. Arbeitgebern, Arbeitnehmern und die Gesellschaft sollen an einem Strang ziehen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen bei der Arbeit zu verbessern. Das heißt, dass auch innerhalb der Gesellschaft und bei jedem Einzelnen das Bewusstsein und das Verständnis für ein gesundes Arbeitsleben geschärft und Themen wie Ernährung, Fitness und Entspannungstechniken auch ins Berufsleben integriert werden müssen.

Lebenslanges Lernen
Nicht nur körperliche, sondern auch mentale Fitness ist für ein langes Arbeitsleben von Bedeutung. Durch Auffrischungen und Fortbildungen können Mitarbeiter ihre Qualifikationen festigen oder erweitern und werden nicht von jüngeren Kollegen „abgehängt“. So steigen ihre Motivation und Zufriedenheit und auch ihr Nutzen für das Unternehmen.

Wie konkrete Maßnahmen aussehen können, um in diesen Bereichen die Sicherheit und den Gesundheitsschutz zu erhöhen, kann auf der Website der EU-OSHA in einem e-guide nachgelesen werden. Dort gibt es praktischen Tipps für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Personalchefs mit Beispielen für bewährte Vorgehensweisen sowie Links, um die Inhalte zu vertiefen. 

Preis für gute praktische Lösungen

Im Rahmen der Kampagne für gesunde Arbeitsplätze wird der „Wettbewerb für gute praktische Lösungen“ ausgetragen. Prämiert werden Unternehmen, die innovative Praktiken für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz bei der Arbeit eingeführt haben. Teilnehmen können Unternehmen aus allen EU-Mitgliedstaaten, Kandidatenländern und der Europäischen Freihandelszone. Die Preisverleihung für die diesjährigen Beiträge findet im April 2017 statt.

 

Mehr Informationen unter…

www.healthy-workplaces.eu

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