Erschienen in Sicherheitsbeauftragter 12/2019
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Klebrige Tastaturen, heißtelefonierte Head-Sets und warmgesessene Sitzpolster – der klassische Büroarbeitsplatz ist ein Paradies für Bakterien. Auf dem durchschnittlichen Schreibtisch lauern sogar mehr Keime als auf einer Toilettenbrille. Dabei ist es gar nicht schwer, ein sauberes und hygienisches Arbeitsumfeld zu schaffen – für den eigenen Wohlfühlfaktor und ansteckungsärmeres Arbeiten.

Jeder Mensch trägt Tausende von Bakterien mit sich herum – um die zwei Kilo. Außen auf der Haut, vor allem auf der Kopfhaut und an den Fingerkuppen, aber auch im Darm bieten wir Mikroorganismen (Mikroben) einen Lebensraum. Durch Hautschüppchen verlieren wir diese unbewusst den ganzen Tag über an unsere Umgebung. Insbesondere von unseren Schleimhäuten aus gelangen Keime durch Husten, Niesen und beim Naseputzen in die Umgebung. Mit den Händen verteilen wir sie ebenfalls. Jeder Mensch trägt auch Keime von anderen mit sich herum. Denken Sie nur an die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, das Festhalten am Handlauf von Treppen oder das Wechselgeld beim Bäcker auf dem Weg zur Arbeit usw.

Wo viele Menschen sind, sind auch viele Keime. Diese sind jedoch nicht immer eindeutig „gut“ oder „böse“. Keime bereiten nur unter bestimmten Bedingungen Probleme. Zum Beispiel, wenn sie sich zu stark vermehren oder wenn unser Körper geschwächt ist.

 

Tastatur, Maus, Telefon …

 

Brötchenkrümel in der Tastatur, Make-up-Reste am Telefonhörer oder klebrige Türklinken zum Besprechungsraum sind nur einige typische Beispiele für Orte am Arbeitplatz, an denen sich Keime nach Herzenslust tummeln und vermehren können.

In einer Studie wies Krissi Hewitt von der San Diego State University in 90 untersuchten Büros mehr als 500 verschiedene Bakteriengattungen nach. Die meisten davon auf Telefonen und Stühlen – nachvollziehbar, werden Hörer doch gerne mal weitergereicht und Stühle zum Platznehmen anderen angeboten. Vor allem der Bürostuhl bietet Mikroorganismen dank des über Stunden warmgesessenen Sitzpolsters den perfekten Lebensraum und eine vermehrungsfreundliche Temperatur. Nicht so schlimm wie vermutet, waren übrigens Tastaturen und Computermäuse vom Keimbefall betroffen. Ein besonders auffälliges Ergebnis der Studie: In Männerbüros lebten deutlich mehr Mikroben. Einen konkreten Grund konnten die Forscher jedoch nicht nennen.

 

Sauberkeit für gesundes Arbeiten

 

In vielen Unternehmen wird im Rahmen von Kaizen oder eines Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) auf Ordnung und Sauberkeit am Arbeitsplatz geachtet. Beim sogenannten 5S- oder 5A-System ist der dritte Schritt die Arbeitsplatzsauberkeit. Für diese ist jeder Mitarbeiter selbst verantwortlich. Natürlich gibt es meist Reinigungskräfte, die jedoch oft aus Datenschutzgründen den eigentlichen Schreibtisch und Arbeitsuntensilien wie Tastatur, Maus und

Co. bei der Reinigung auslassen. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, greift selbst zum Reinigungstuch.

Doch was ist bspw. mit dem Drucker, der in einem extra Raum untergebracht ist und täglich von mehreren Kolleginnen und Kollegen genutzt wird. Wer macht das Touchpad und die Schubladengriffe für den Papiernachschub sauber? Was ist mit den Griffen von Aktenschränken und die für alle zugängliche Büromaterialschublade? Und die Stifte für Flipchart und Whiteboard – hat die schon jemals jemand gesäubert? Für die Büroküche gibt es häufig einen Putzplan – sonstige gemeinsam genutzte Räumlichkeiten und Arbeitsutensilien werden jedoch schnell vergessen.

 

Bürohygiene ansprechen und beginnen

 

Wenn Sie jetzt bewusst den Blick über Ihren Schreibtisch und durch das Büro streifen lassen, ist das schon der erste Schritt zur Besserung. Sprechen Sie das Thema Bürohygiene offen an, um mit allen Beteiligten eine gemeinsame Lösung zu finden. Denn von einer gelebten Hygiene am Arbeitsplatz profitieren schließlich alle.

Für ein angenehmes, sauberes Arbeitsumfeld und eine positive Außenwirkung ist ein großer Schritt getan, wenn jeder im Kleinen bei sich selbst anfängt. Leider ist das Händewaschen nach dem Toilettengang immer noch nicht selbstverständlich. Dabei reicht normales Händewaschen mehrmals am Tag bereits aus, um die Bürohygiene erheblich zu verbessern. Hinzu kommt die Reinigung des Arbeitsplatzes.

Die eigene Tastatur sollte dabei regelmäßig gesäubert werden. Unterbrechen Sie dafür die Stromzufuhr oder nehmen Sie bei kabellosen Geräten die Batterien heraus. Drehen Sie die Tastatur um, und schütteln Sie den losen Schmutz heraus. Mit einem fusselfreien Putztuch, welches nur leicht mit warmem Wasser und einigen Tropfen Spülmitteln angefeuchtet ist, reinigen Sie die Oberfläche. Dies ist meist vollkommen ausreichend. Auf diese Weise können Sie auch Telefon, Computermaus und Schreibtischoberfläche reinigen. Und vergessen Sie beim Reinigen bitte nicht das private Smartphone, denn auch hier tummeln sich Hunderte von Bakterien, die jeden Tag aufs Neue wieder den Weg an den Arbeitsplatz finden. Übrigens: Der ständige Gebrauch von Desinfektionsmitteln kann zur Resistenzbildung bei Bakterien und zu Kontaktallergien bei Anwendern führen. Also lieber gründlich säubern statt desinfizieren.

 


Checkliste: Sauberer und hygienischer Arbeitsplatz

 

Reinigen Sie an Ihrem eigenen Arbeitsplatz regelmäßig mit einem geeigneten Tuch:

  • Tastatur
  • Computermaus
  • Monitor/Bildschirm
  • Schreibtischoberfläche
  • Telefon/Headset
  • Arbeitszubehör wie Locher, Schere, Lineal …
  • Schubladengriffe/Schranktürgriffe

Denken Sie auch an einen Plan für die Reinigung von:

  • Drucker/Kopierer (Touchpad und Griffe)
  • Stifte für Flipchart/Whiteboard
  • Präsentationsnotebook/Beamer/Pointer zur Ausleihe