Seit 2013 verbreitet sich der Eichenprozessionsspinner wieder vermehrt in Deutschland – begünstigt durch die hohen Temperaturen und die Trockenheit. Die kleinen Nachtfalter stellen nicht nur für Eichen ein Problem dar, sondern auch für Menschen, denn sie können Hautausschläge, Atembeschwerden und sogar allergische Schocks auslösen. Privat wie im Arbeitsalltag ist der richtige Umgang mit den Faltern entscheidend, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

So erkennen Sie den Eichenprozessionsspinner

Der Eichenprozessionsspinner gehört zu den Schmetterlingen, genauer gesagt zu den Nachtfaltern. Vor der Verpuppung, bis zu der das Tier sechs Stadien durchläuft, erkennt man ihn als kleine Raupe mit einem schwarz-braunen Streifen auf dem Rücken. Auffällig sind vor allem die Nester der Eichenprozessionsspinner, die sogenannten Gelege. Sie befinden sich meist an Stämmen oder Astgabeln von Eichen – gelegentlich sind auch Hainbuchen betroffen – und sind bis zu einem Meter lang. In einem Nest liegen üblicherweise 100 bis 200 Eier. Gut erkennbar ist ein Befall auch an den Blättern der Bäume, die zu einem großen Teil abgefressen wurden.

In den ersten beiden Stadien sind die Raupen des Eichenprozessionsspinners ungefährlich. Doch ab dem dritten Stadium, wenn sich die Brennhaare ausbilden, ist Vorsicht geboten. Die Haare sind mit Widerhaken ausgestattet und enthalten das Nervengift Thaumetopoein, sodass es bei Hautkontakt oder Einatmen zu gesundheitlichen Problemen kommen kann.

Probleme beim Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner

Nach dem Hautkontakt mit den Larven, Gespinsten, Häutungsresten oder auch nur einzelnen Haaren des Eichenprozessionsspinners kann es zu Hautreizungen in Form von Juckreiz, Hautrötungen und Bläschen (Raupendermatitis) kommen. Auch Schleimhäute wie z. B. die Augen oder der Mund- und Rachenraum können betroffen sein. Im Auge ist eine Reizung der Bindehaut nicht selten die Folge. Manche Menschen reagieren nach dem Kontakt mit Schwindel und Fieber oder gar einem anaphylaktischen (allergischen) Schock.

Die 1-2 mm kleinen Haare verbreiten sich durch den Wind leicht und können Atembeschwerden, in schwereren Fällen sogar Asthmaanfälle und Atemnot auslösen, wenn sie eingeatmet werden.

Wer diese oder ähnliche Beschwerden an sich feststellt und vermutet, in Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner gekommen zu sein, sollte einen Arzt aufsuchen. Bei Verdacht auf einen allergischen Schock verständigen Sie bitte umgehend den Notarzt. Hautreaktionen können lokal mit Kortisoncreme behandelt werden. Gegen den meist stark ausgeprägten Juckreiz sind orale Antihistaminika hilfreich.

Vorbeugung: am besten Abstand halten

Damit es gar nicht erst zum direkten Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner und somit zu Symptomen kommt, sind folgende Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten: Wer ein Nest entdeckt, sollte sich diesem nicht weiter nähern und es unter keinen Umständen selbstständig entfernen.

Finden Sie in unmittelbarer Nähe Ihres Arbeitsplatzes ein Gelege des Eichenprozessionsspinners, kommunizieren Sie dies innerhalb des Unternehmens. Alle Mitarbeiter sollten darauf hingewiesen werden, sich dem betroffenen Bereich nicht zu nähern, bis das Problem beseitigt ist. Evtl. ist zusätzlich eine Absperrung mit einem Hinweisschild sinnvoll. Arbeiten Sie in einer Einrichtung, in der Menschen betreut werden, müssen auch diese vor dem Nest geschützt werden.

Im nächsten Schritt muss das Gelege beseitigt werden. Gehört der befallene Baum zum Unternehmen, ist dieses selbst für die Beseitigung zuständig und sollte schnellstmöglich einen Kammerjäger oder Baumpfleger kontaktieren. Sind Bäume auf öffentlichen Flächen betroffen, ist das örtliche Ordnungsamt oder Grünflächenamt der richtige Ansprechpartner. Die Behörden schätzen dann ein, ob von den Nestern eine Gefahr ausgeht – sind die Gelege weit über Kopfhöhe, können sie unter Umständen bleiben – und kümmern sich ggf. um die Beseitigung.

Um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass die haarigen Falter ins Gebäude geraten, können Arbeitgeber Insektengitter an den Fenstern anbringen und dafür Sorge tragen, dass Türen nicht länger als notwendig geöffnet bleiben. Einen hundertprozentigen Schutz bieten diese Vorsichtsmaßnahmen allerdings nicht.

Wenn Sie von einem Gelege in dem Park wissen, in dem Sie gerne Ihre Mittagspause verbringen: Suchen Sie sich einen anderen schönen Platz, bis die Gefahr gebannt ist. Entdecken Sie auf dem Arbeitsweg ein Gelege, gilt ebenfalls: Nähern Sie sich diesem nicht und melden Sie es der zuständigen Behörde. Betroffene Bereiche sollten Sie meiden. Zusätzlich schützt lange Kleidung vor den kleinen Haaren des Falters.

Ist es doch einmal zum direkten Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner gekommen, ziehen Sie am besten noch draußen die Kleidung aus, waschen diese bei mindestens 60°C und duschen Körper und Kopf sorgfältig ab.

Besondere Schutzmaßnahmen bei der Arbeit im Freien

Berufstätigen, die draußen arbeiten, insbesondere im Wald, empfiehlt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin u. a. folgende Maßnahmen:

  • Eichen vor Forstarbeiten auf Befall kontrollieren
  • In befallenen Bereichen nicht essen, trinken und rauchen
  • Die Hände regelmäßig waschen, insbesondere bei Verdacht auf Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner
  • Pausenbereiche nicht mit verunreinigter Kleidung betreten
  • Wenn eine Meidung der befallenen Bereiche nicht möglich ist: Persönliche Schutzausrüstung tragen

Weitere Informationen

Hinweise von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

umwelt.nrw Broschüre – Überwachung, Bekämpfung und Beseitigung des Eichenprozessionsspinners (EPS)

Foto: Fotolia_117337920_S @conserver

Stand: August 2020